Dass meine Tochter und ich in Quarantäne mussten, habe ich schon in meinem letzten Artikel geschrieben. Ich möchte euch ein wenig darüber erzählen und habe dazu ein kleines Tagebuch geschrieben. Es gibt unzählige Ratgeber, was man in der Quarantäne so anstellen kann. Ich würde nicht sagen, dass wir uns besonders daran orientiert haben. Tatsächlich aber gibt es ein paar Klassiker, die das Ganze ein bisschen erträglicher machten und halfen uns, nicht wahnsinnig zu werden.
Beginn
Ich versuche solidarisch zu sein und bleibe mit meiner Tochter fast durchgehend daheim, auch nachdem meine Quarantänezeit vorbei ist. Es hat definitiv auch seine positiven Seiten. Ich muss nicht einkaufen und vermisse es, ehrlich gesagt, überhaupt nicht! Sonst aber fällt es mir extrem schwer nicht rauszugehen. Das liegt einfach nicht in meiner Natur…
Die Quarantäne beginnt offiziell am Tag 3, d.h. die Kinder wurden am 3. Tag nach dem letzten Kontakt zu dem positiv getesteten Mädchen nach Hause geschickt.
Tag 3-4
Wir sind sehr aktiv in die Quarantäne gestartet und treiben in den ersten Tagen viel Sport. Natürlich ist der Vormittag erstmal für das Arbeiten “reserviert”. Ich mache mich an unserem Kinderschreibtisch mit meinem Notebook gemütlich, führe Calls und abwechselnd unterstütze meine Tochter bei dem Lernplan. Wir machen natürlich regelmäßig Pausen, holen teilweise schon lange nicht mehr bespielte Spiele aus dem Schrank raus. An den Tagen entdecken auch meine Kinder ihre Kugelbahn für sich neu (ok, ich gebe es zu, ich selbst habe die Kiste ins Wohnzimmer rausgestellt und dezent darauf hingewiesen, dass ein Bauprojekt aus den Holzelementen doch spannend sein könnte). Tatsächlich haben die Mäuse dann viel Spass damit.
Unsere Sporteinheiten bestehen hauptsächlich aus Yoga und Tabatas. Wir haben im Kinderzimmer unsere Matten aufgebaut und legen im Laufe des Nachmittags los. Es wird geschwitzt, gelacht und ab und an gejammert, wenn es mal zu anstrengend wird.

Tag 5
Neben dem “Standardprogramm” übt meine Tochter gerne Klavier und verbringt auch viel Zeit mit dem Anton-App. So langsam müssen wir uns auch um die Geschenke für den großen Bruder kümmern. Er hat letztendlich am Quarantäne Tag 7 seinen Geburtstag.
tag 6
Wir haben eine neue Routine eingebaut. Die Technik, die uns zur Verfügung steht sollte man letztendlich für sich positiv nutzen und so habe ich für meine Tochter und ihre 2 besten Freundinnen einen Whatapp-Call aufgesetzt. Sie verabreden sich ab da an regelmäßig per Whatapp zum Lernen und Spielen und es erweist sich für meine Kleine als eine Hilfe und schöne Abwechslung. Ich glaube vor allem, weil es ihr dann immer klar wird, dass auch die Freunde in der gleichen Situation sind und es genauso doof finden und es aber trotzdem irgendwie aushalten müssen.
Dann macht mein Mann meiner Tochter den Vorschlag, schnelles Tippen auf dem Rechner zu lernen, was über die online verfügbaren Tools super einfach geht. Meine Tochter fand es schon immer beeindruckend, dass wir so schnell schreiben können, und so lernt sie es jetzt selbst und findet es sehr unterhaltsam.
https://www.typingclub.com/tipptrainer
tag 7
Am Tag hat mein Sohn seinen Geburtstag – den werden wir wegen den Umständen sicher nicht so schnell vergessen. Leider darf uns an diesem Tag niemand besuchen. Draußen spazieren dürfen wir auch nicht. Wir geniessen die Zeit zu viert und kriegen auf der Terrasse, an dem doch recht kühlen Tag, ein paar warme Sonnenstrahlen ab. Es gibt wieder einen langen Whatssapp Call mit einer Klassenkameradin. Mein Sohn darf später mit dem Papa und einem Freund raus zum Fussballspielen (sie haben glücklicherweise einen offenen Bolzplatz ein paar Kilometer von uns entfernt gefunden – BINGO!). Wir beide machen in der Zeit eine Kletterrunde an der Haustreppe und basteln spontan eine Seilschaukel auf der verschiedene Kunststücke einstudiert werden. Am Ende gibt es Indisch – bestellt bei unserem Lieblings Restaurant “Kasmir” direkt um die Ecke.
tag 8

Unsere Highlights heute waren Weihnachtsbasteln (unsere Spezialität sind Sterne und Engel aus Wolle), und Fussball spielen (ja, bei uns wird auch drin oft Fussball gespielt, Quarantäne hin oder her). Das Kindersofa wird zum Fussballtor, vor dem sich meine Kinder hin und her schmeissen wenn ich den Ball schieße. Wir machen auch sonst eine weitere Runde Sport – Helena baumelt auf unserem selbst gebastelten Schaukel (oder eher einem von der Treppe runtergelassenem Seil) und ich absolviere eine 25 Km Fahrt auf dem Trainingsrad. Bespielt wird außerdem Biberbande und Halligalli.
TAG 9
Helena lernt mal wieder schnelles Tippen auf der MacBook Tastatur. Auch die neuen Rubik Würfel werden geknackt – zum Geburtstag meines Sohnes gab es als Geschenk die 2er, 4er und 5er Würfel. Die klassische 3er Würfel, die alle kennen, beherrschen meine Kinder schon seit Sommer und schaffen es, in 1-2 Minuten fertig zu bauen :-).
Wir verbringen ausserdem einige Zeit auf der Terrasse – es war mit Kerze, Snacks und Musik trotz 5 Grad Temperatur sogar sehr gemütlich. Wir haben vorgelesen, danach dann auch eine Runde Tabata gemacht und ein wenig getanzt.
tag 10
Es wird langsam richtig hart für meine kleine Maus. Sie wird sehr traurig wenn ihr Bruder rausgehen darf. Der bleibt zwar fast die ganze Zeit daheim aber wir erlauben es ihm trotzdem ab und an kurz draussen zu spielen. Da geht es meiner Tochter aber gar nicht mehr gut. Es ist echt schwer es anzuschauen. Auch ablenken lässt sich sich immer weniger.
Gestern hatten die beiden schöne Zeit, indem sie auf der Einfahrt Ball gespielt haben. Sie haben auch Videos aufgenommen und lachten dabei ganz viel. Es war dann irgendwann dunkel und kalt, was sie aber gar nicht gestört hat. Schön, dass die beiden so gerne zusammen spielen.
Wir machen schon das zweite Puzzle diese Woche – diesmal mit 500 Teilen. Das mit 300 Teilen ging recht schnell. Wir haben noch eins mit 385 Teilen, danach müssen wir neue bestellen. Wir wollen auch heute Plätzchen backen. Sonst habe ich noch in meiner “Ideenkiste” eine Glühwein / Kakao-Party draussen auf der Terrasse – mal schauen, ob ich meine Family mit meinem Enthusiasmus anstecken kann :-). Langsam gehen mir aber die Ideen aus…
Wie schon erwähnt, haben wir eine Amateur-Schaukel unter der Treppe gebastelt. Der noch freie Flurstück wird als Strecke für Inliner-Runden genutzt. Die Kreativität aus Verzweiflung kennt keine Grenzen.
tag 11
Kekse sind gebacken. Die Kids haben es fast ganz alleine geschafft. Sie schmecken super lecker – und ein paar kommen jeden Tag in der Brotdose mit in die Schule (aktuell nur bei meinem Sohn – bald aber auch bei der Helena).
tag 12
Jetzt gibt es noch ein großes Fragezeichen – wann darf die Klasse meiner Tochter eigentlich wieder zurück in die Schule? Gemäß dem offiziellen Schreiben vom Gesundheitsamt, das jeder von uns gekriegt hat, ist die Quarantäne am 2. Dezember beendet. Das ist aber laut der Schulleitung falsch, da der Tag des letzten Kontakts mit dem positiv getesteten Kind durch die Schule um 1 Tag korrigiert wurde. Somit ist der erste Schultag nach der Quarantäne eigentlich der 1. Dezember. Ich glaube aber, dass wir dafür noch das offizielle Schreiben mit dem korrekten Datum vom Gesundheitsamt benötigen. Mal sehen, ob es rechtzeitig bei uns ankommt. Sonst sieht es für mich so aus, dass Teil der Kinder am Di. und Teil – am Mi. in die Schule darf. Ich hoffe, meine Tochter ist bei der ersten Gruppe dabei.
tag 13
Es wird langsam schwer neue Beschäftigungen zu finden und immer “komischer” zu Hause bleiben zu “müssen”, obwohl wir fit und gesund sind. Zum Glück darf meine Tochter mit allen Kindern direkt am ersten Tag nach der Quarantäne in die Schule – das Schrieben vom Gesundheitsamt kam doch rechtzeitig bei uns an.
tag 14
Ich spare euch die Details. Die Tage und Stunden werden gezählt, bis wir raus dürfen. Zum Glück haben wir unsere Hauseinfahrt, wo meine Tochter mit ihrem Bruder immer wieder kreative Spiele ausgedacht haben und dann doch gemeinsam Spaß hatten. Es ist nicht einfach zu beschreiben, welches Gefühl man hat, wenn es diese unsichtbare Grenze zwischen unserem Grundstück und der Strasse gibt, und die Maus darf diese Grenze nicht überschreiten. Ich muss ehrlich gestehen, meiner Tochter fiel es fast leichter als mir, diese Grenze nicht zu überschreiten bzw. sich daran zu halten und es zu akzeptieren. Besonders als mein Sohn (im Rahmen seiner Fussball-Challenge) um den Block sein 1 km auf Zeit gelaufen ist, und seine Schwester nicht mal ein paar Meter vorgelaufen ist, um ihn anzuspornen. Da war sie richtig, richtig diszipliniert.
Und sie spielte so viel Klavier in den knappen 2 Wochen – es war so schön ihr zuzuhören…
Fazit: Was soll ich sagen – es ist wie es ist. Die Regeln der Quarantäne haben sich inzwischen wieder geändert: plötzlich braucht der Virus “nur noch” 10 Tage, um sich im Körper zu einer nachweisbaren Infektion zu entwickeln, und die Kinder dürfen bereits am 11 Tag nach Beginn der Quarantäne in die Schule. Und – es kann jetzt plötzlich doch der negative Test die Quarantäne nach 5 Tagen beenden. Alltagstauglicher werden die Maßnahmen aber nicht – ein Spaziergang im Wald mit der Familie birgt wohl immer noch zu viele Risiken bzw. da wird den Eltern einfach das Vertrauen verweigert. Wie schade… Bleiben wir also gespannt, was noch kommt. Und machen wir das Beste daraus. Mehr bleibt uns im Moment nicht übrig.